Mitarbeiter im Portrait – Artur Sadoyan
Artur Sadoyan ist 18 Jahre alt und absolviert derzeit sein zweites Ausbildungsjahr als Kaufmann für Büromanagement bei B&O in Bad Aibling. Er lernte schon verschiedene Abteilungen kennen und ist mit Feuereifer bei der Sache. Den richtigen Dreh hat er aber nicht nur beruflich, sondern auch in der Freizeit raus. Als Boxer führt er nicht nur die eigene Familientradition fort, sondern setzt sich auch für Jugendliche, darunter viele Flüchtlingskinder, ein und versucht ihnen über den Sport mehr Selbstvertrauen zu geben.
Mit Zahlen und Menschen arbeiten mag Artur Sadoyan aus Rosenheim gerne. Als kaufmännischer Auszubildender lernte er den Arbeitsalltag bei B&O schon in der Service-Zentrale und in der Buchhaltung kennen. Er kümmerte sich um die Aufnahme der Mieter-Probleme und durfte auch schon selbstständig Aufträge anlegen. In der Buchhaltung arbeitet er vor allem mit Zahlen. „Manchmal hat man damit schon zu kämpfen“, gibt er lachend zu, ,,aber mein Vorgesetzter und meine Kollegen helfen mir immer gleich weiter, wenn es mal hakt.“ Genau diese Unterstützung gibt Artur dann auch selbst in seiner Freizeit an Kinder und Jugendlichen weiter, die er ehrenamtlich unterrichtet. Denn Artur ist Boxer. Seit sechs Jahren betreibt der 18-Jährige das Boxen als Leistungssport. Die Leidenschaft dazu stammt von seinem Vater. Er war in Armenien – Arturs Geburtsland – ein großes Boxtalent. Seine Begeisterung gab er an Artur und dessen jüngere Geschwister weiter.
Artur hat auch das Talent des Vaters geerbt und konnte es schon öfter unter Beweis stellen: Dreimal stand er auf der Siegertreppe bei den Deutschen Meisterschaften in der Gewichtsklasse bis 60 Kilo. Doch der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Artur sieht als wichtigste Voraussetzung neben seinem Talent vor allem die Disziplin. Im Arbeitsleben sei das nicht anders, so der Boxer. Und so ist sein Alltag durchstrukturiert, vor allem vor Wettkämpfen. Etwa zwei bis drei Monate vor dem Ereignis beginnt für Artur die Vorbereitungszeit. Das heißt: strenge Sport- und Ernährungspläne und neben dem Boxtraining noch intensive Kraft- und Laufeinheiten obendrauf.

Das Engagement zahlt sich aus. Artur konnte auch bei internationalen Wettkämpfen im In- und Ausland punkten: Beim Black Forest Cup in Baden-Württemberg, bei dem über 26 verschiedene Nationen gegeneinander antraten, belegte er den zweiten Platz, bei einem Wettkampf in der Slowakei wurde er Vizemeister und in Litauen gab es für ihn die Bronzemedaille. Aber Siegen sei nicht alles.
Durch die vielen Wettkämpfe habe er zahlreiche Erfahrungen sammeln und neue Freunde gewinnen können – und manchmal habe es sogar ein Preisgeld gegeben, fügt er schmunzelnd hinzu. Doch Artur möchte auch sein Wissen und Können weitergeben. Das ist ihm sehr wichtig. Bei ihm, betont er, habe sich die Disziplin, die er für das Boxen entwickelte, auch enorm auf seine schulischen Leistungen ausgewirkt. Die Noten wurden stetig besser. Er führt das auch auf das gestiegene Selbstbewusstsein zurück. Die Erfolge hätten ihn motiviert, auch mehr für die Schule zu tun, sagt er.
Und so schnappt sich Artur, wenn bei B&O der Feierabend ruft, die Boxhandschuhe und ab geht’s in die Halle. Er selbst trainiert täglich. Zweimal die Woche gibt er dann noch 20 Kinder zwischen acht und dreizehn Jahren Unterricht und versucht sie vom Boxsport zu begeistern. Wichtig sei, dass sie Freude am Sport haben und vielleicht ihr Talent darin entdecken. Als Kapitän des Teams unterstützt er den Trainer, gibt den Kindern Tipps, korrigiert ihre Technik, aber auch ihre Körperhaltung. Es mache ihn wirklich glücklich, ihnen etwas beizubringen, betont Artur. Und offensichtlich hat er auch dazu großes Talent, denn ein 15-jähriger Jugendlicher, den er trainiert, belegte schon den zweiten Platz bei der Deutschen Meisterschaft.
Das intensive Training und die Wettkämpfe erfordern natürlich viel Zeit. Doch Artur gelingt es gut, die Ausbildung bei B&O, das Boxtraining, das Kindertraining und seine anderen Hobbies unter einen Hut zu bringen. „Womit wir wieder bei der Disziplin wären“, sagt Artur spitzbübisch.
Im Leistungssport muss man aber auch mit Niederlagen rechnen, damit hat der 18-Jährige gelernt umzugehen. Wenn es am Ende bei einer Deutschen Meisterschaft nicht fürs Siegertreppchen reiche, oder es „nur“ die Bronzemedaille wurde, sei das schon hart zu verkraften, doch ans Aufhören habe er noch nie gedacht. Artur sieht solche Situationen – nachdem die erste Enttäuschung vorüber ist – als Motivation. Denn er hat noch einiges vor: Nach der Ausbildung möchte er in den Profibereich einsteigen. Sein größtes Ziel ist jedoch die Teilnahme an den Olympischen Spielen. Das motiviert ihn bei seinen harten Trainingseinheiten.
Doch er hat auch einen Plan B in der Tasche: Falls es mit der Profikarriere nicht klappen sollte oder er durch eine Verletzung zum Aufhören gezwungen würde, möchte er als Bürokaufmann seinen Karriereweg aufbauen. Vielleicht findet er ja in den Abteilungen, die noch kommen, eine ebenso große beruflich Leidenschaft, wie beim Boxen. Controlling und Personal haben ja viel Interessantes zu bieten.